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Nach zwei Jahren Corona-Pause findet in dieser Fastenzeit in der Franziskanerkirche von Dietfurt wieder die Dietfurter Ölbergandacht statt; ein geistliches Spiel, das erstmals 1680 aufgeführt wurde.

Dieses Jahr war ich erstmals als Prediger zur sogenannten Dietfurter Ölbergandacht eingeladen und gespannt, was sich da zuträgt. Das Ölbergspiel im Franziskanerkloster kann bereits seit 1680 nachgewiesen werden, wo in der Zeit des Barock eine Menge geistlicher Spiele entstanden, von denen sich einige bis heute erhalten haben. Das Heilige Spiel von der Todesangst Jesu Christi beschränkt sich, wie der Name sagt, auf die eine Szene am Ölberg, wo Jesus in der Einsamkeit betet und mit seinem Schicksal ringt.

Aufgeführt wird sie am Hochaltar, der mit einem Szenenbild mit den schlafenden Jüngern ausgestattet ist sowie einer beweglichen Jesusfigur.

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Jesus betet am Ölberg, während die Jünger schlafen

 

Ein beleuchtetes Kreuz sinkt langsam von oben herab auf seine Schultern. Der Christussänger und der Chor bringen musikalisch die seelischen Bedrängnisse und inneren Kämpfe Jesu zum Ausdruck.

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Das Kreuz senkt sich auf Jesus herab

 

Das Besondere an der Dietfurter Aufführung ist der herabschwebende Engel: der ist nämlich „echt“, ein leibhaftiger Junge, der dem leidenden Jesus Trost zusingt. Diese Szene wiederholt sich drei Mal – unterbrochen durch Evangelium, Meditation und Gebet. Beim dritten Mal reicht der Engel Jesus einen Kelch zur Stärkung. Es war beeindruckend, wie souverän der Darsteller des Engels seinen Part meisterte.

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Der Engel stärkt Jesus

 

Auf das Schlusslied des Chores folgt die Litanei von der Schmerzhaften Mutter (Maria), die Aussetzung des Allerheiligsten und der Sakramentale Segen. Der Andacht voraus geht das Rosenkranzgebet und die Predigt. Sie wird auch „Pfingstapredigt“ genannt, eine frühere Bezeichnung für den Donnerstag.

Nach zwei Jahren Corona-Pause kann die jahrhundertelange Tradition fortgesetzt werden. Die Dietfurter Ölbergandacht findet an jedem Donnerstag der Fastenzeit um 14 h statt. Zuvor ist um 13:30 h die „Pfingstapredigt“, die von verschiedenen Predigern gestaltet wird. Nachdem ich am 23. Februar als Provinzialvikar mit der ersten Ansprache beginnen dürfte, folgen am 02. März Christoph Kreitmeir OFM (Krankenhausseelsorger in Ingolstadt), am 09. März Hans-Georg Löffler OFM (Pfarrer in München), am 16. März Armin Heß (Stadtpfarrer in Dietfurt), am 23. März Maximilian Wagner OFM (Wallfahrtsleiter in Vierzehnheiligen) und am 30. März Rafael Rieger OFM (Professor für Kirchenrecht in Eichstätt).

343 Jahre Dietfurter Ölbergandacht

Es ist erstaunlich, dass sich ein solches religiöses Format über einen derart langen Zeitraum hält und noch heute Zuspruch findet. Davon zeugen nicht zuletzt die rund 20 jüngeren Kinder, die dem Ganzen interessiert zuschauten. Offensichtlich zieht etwas Sinnenträchtiges trotz aller medialen Reizüberflutung immer noch und spricht etwas Tieferes im Menschen an. Wie heißt es treffend im Begleitheftchen: „… weil die Dramaturgie so sparsam ist, vermeidet sie jede Veräußerlichung, rutscht die Handlung nicht in ein farbenträchtiges Spektakel ab. Die Bewegung vollzieht sich innen im Zuschauer, nicht auf der Bühne“. Wir brauchen das Außen für das Innen und das Innen für das Außen, um unser Leben auch spirituell zu gestalten.

Text und Bilder: Br. Stefan Federbusch

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