Die Kapuziner in Belgien und den Niederlanden bilden in Zukunft eine Delegation unter dem Dach der Deutschen Kapuzinerprovinz. Zum Delegaten wurde der frühere deutsche Provinzial Br. Christophorus Goedereis ernannt.

Mit einem feierlichen Festakt im flämischen Meersel-Dreef am 29. März 2023 ist die neue Delegation Belgien-Niederlande errichtet worden. Zuvor waren die Ordensleute der beiden Länder in der belgischen Kapuzinerprovinz Flandern sowie der Delegation der Niederlande organisiert. Zur Feier nahe der Grenze zwischen Belgien und den Niederlanden waren neben zahlreichen Ordensleuten aus beiden Ländern auch der Generalminister des Kapuzinerordens, Br. Roberto Genuin, und der deutsche Provinzial, Br. Helmut Rakowski, angereist.

                               Zur neuen Delegation gehören 65 Kapuziner aus Belgien, den Niederlanden sowie anderen Nationen. Sie verteilen sich auf die belgischen Standorte Antwerpen, Herentals und Meersel-Dreef, Tilburg in den Niederlanden sowie einige einzeln lebende Brüder. Herentals und Tilburg sind Gemeinschaften für ältere Brüder, Antwerpen und Meersel-Dreef internationale Kommunitäten. Eine weitere internationale Gemeinschaft ist auch für die Niederlande geplant, als Ort dafür ist das ehemalige Kapuzinerkloster Velp in Nord-Brabant angedacht.

Br. Helmut Rakowski sprach beim Festakt in Meersel-Dreef den Schmerz an, den Abschiede von nationaler Eigenständigkeit bedeuten. Er verwies mit Blick auf die Europäische Union oder die Vereinten Nationen darauf, dass aktuelle Herausforderungen nur im internationalen Miteinander gemeistert werden können. Das gelte auch für die Kapuziner, die sich auf Schwerpunkte konzentrieren wollen.

Zum Delegaten des neuen Ordensgebiets wurde der 58-jährige Br. Christophorus Goedereis ernannt. Er ist nun der Ansprechpartner für die Kapuziner in beiden Ländern und vertritt den Orden vor kirchlichen und staatlichen Behörden. Die Delegation ist der Deutschen Kapuzinerprovinz zugeordnet. Br. Christophorus wurde in Nordhorn an der deutsch-niederländischen Grenze geboren und lebt seit einiger Zeit in den Niederlanden. Der neue Delegat war bis Juni 2022 Provinzial der Deutschen Ordensprovinz und beschäftigt sich seither mit der Errichtung einer internationalen Kapuzinerkommunität in den Niederlanden.

Ihm zur Seite stehen die Delegationsräte Br. Kenny Brack (Leiter der Kapuzinergemeinschaft in Meersel-Dreef) sowie Br. Ad Vermeulen (Leiter der Kapuzinergemeinschaft in Tilburg). Die neu ernannte Delegationsleitung tritt in die Fußspuren des bisherigen flämischen Provinzials Br. Adri Geerts und des niederländischen Delegaten Br. Piet Hein van de Veer.

Kapuziner B NL Meersel Dreff 290323 3Generalminister Br. Roberto verwies während des Festaktes im Kloster Meersel-Dreef auf die bedeutende Geschichte der flämischen und niederländischen Kapuziner. Im Jahr 1585 kamen vier Brüder des neuen Reformzweigs innerhalb des Franziskanerordens nach Antwerpen. Sie gründeten dort die erste Niederlassung der Kapuziner in den „Lage Landen“, was auf Deutsch „Niedere Länder“ heißt, die alte geographische Umschreibung von Belgien und den Niederlanden.

Nach Zeiten des Aufschwungs und Wachstums wurden während der „französischen Periode“ ab Ende des 18. Jahrhunderts nahezu alle Klöster auf belgisch-niederländischem Gebiet aufgehoben. Nach dem Jahr 1830 füllten sich die Klöster wieder mit neuem Leben, sodass schon bald die „Holländisch-Belgische Kustodie von der Heiligen Dreifaltigkeit“ errichtet werden konnte, die 1858 zur Provinz erhoben wurde. Im Jahr 1882 wurden Belgien und die Niederlande in zwei eigenständige Ordensgebiete aufgeteilt.

Beide Länder gehörten in früheren Zeiten zu den starken Präsenzen des Ordens. Seit den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts gingen die Mitgliederzahlen auf dramatische Weise zurück. Die neu errichtete Delegation trägt nun wieder den alten geographischen Namen der „Lage Landen“. Die wenigen im französischsprachigen Teil Belgiens lebenden Kapuziner bildeten früher eine eigene Provinz und gehören seit circa 20 Jahren zur Kapuzinerprovinz Frankreich.

Seit einigen Jahren setzt der Orden in Europa auf internationale Gemeinschaften, auch vor dem Hintergrund der Altersstruktur vieler Konvente. Br. Christophorus ist überzeugt: „Wir Kapuziner in Belgien und den Niederlanden eröffnen nun gemeinsam ein neues Kapitel der Geschichte. Wer weiß, welche Überraschungen der Heilige Geist für uns noch in der Tasche hat“, freut sich der gebürtige Deutsche auf seine neue Aufgabe.