Franziskaner verlassen Großkrotzenburg

Nach 58 Jahren der Präsenz am Franziskanergymnasium in Großkrotzenburg wurden die Franziskaner in der Woche vom 1. bis 7. September 2025 verabschiedet.

Abschied von einem Schulstandort

Es war noch einmal ein typisches Kreuzburgfest: Hunderte kamen zum Freiluft-Gottesdienst, mit dem sich die Franziskaner von ihrem Standort in Großkrotzenburg verabschiedeten. 58 Jahre lang haben sie das Franziskanergymnasium aufgebaut und mitgestaltet. Was 1967 in kleinerem Rahmen begann, ist heute eine Schule mit rund 1200 Schülerinnen und Schülern und einem Kollegium von rund 110 Lehrkräften. Im Laufe der Jahre ist der Konvent der Brüder von etwa 25 Mitgliedern auf 5 Brüder vor Ort geschrumpft. Der Personalmangel der Ordensgemeinschaft führt dazu, dass immer mehr Niederlassungen aufgegeben werden müssen.

„Eingeladen zum Fest des Glaubens…“ strömten viele von nah und fern zum Gottesdienst unter freiem Himmel (Foto: Br. Stefan Federbusch)

„Da berühren sich Himmel und Erde“

Eine ganze Woche lang wurde mit einer Akademischen Abschiedsfeier, einem Musical, einem Franziskustag, einem Begegnungsnachmittag und dem abschließenden großen Gottesdienst inklusive der Einweihung eines (Ge)Denk-mals gefeiert, erinnert, gedankt und das ein oder andere Tränchen vergossen. Die Dankesreden verdeutlichten, wie sehr die Brüder mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Persönlichkeiten über Jahrzehnte viele Menschen geprägt haben: als Schulleiter wie Daniel Müssle, als Lehrer wie Hadrian Koch und Bernardin Marker, als Musiker wie Ingbert Ziegler, als Schulseelsorger wie Michael Blasek oder indirekt über pädagogische Konzepte und die Initiierung des Franziskanischen Bildungswerks wie Udo Schmälzle. Hinzu kamen Brüder, die nicht an der Schule tätig waren und dennoch vielen in Erinnerung sind wie Rhaban Daniel, der mit über fünfzig Jahren Präsenz kaum einen ungesegnet ließ oder Eugen Pawellek, der mit seiner humorvollen und gastfreundlichen Art jeden willkommen hieß und das Kloster bei unzähligen Veranstaltungen zu einem gemeinschaftlichen Ort machte.

Eucharistie – Danksagung für fast sechs Jahrzehnte Schultradition an der Kreuzburg (Foto: Br. Stefan Federbusch)

Markus Kohlhaas vom Vorstand Kreuzburg Alumni e.V. benannte als größte Stärke der Brüder „eure Offenheit“ und die Fähigkeit, die Schülerinnen und Schüler so annehmen zu können, wie sie sind. Die ehemalige Schulleiterin der Marienschule Offenbach, Marie-Luise Trocholepczy, bezeichnete es in ihrer Festrede als Aufgabe christlicher Schulen, ein Stück Himmel über dem Leben freizuhalten. Was die Franziskaner in all den Jahren versucht haben, lässt sich im Motto-Lied der Schulseelsorge wiedergeben: „Da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns“. Immer wieder Berührungspunkte zu schaffen: mit Gott und untereinander und damit ein Stück Weite in manche Enge der Alltäglichkeit und ein Stück Transzendenz in die säkulare Welt.

Musical „Facing Peace – Gib dem Frieden ein Gesicht“

Musical „Facing Peace – Gib dem Frieden ein Gesicht“ (Foto: Br. Stefan Federbusch)

Um das Thema Frieden ging es im Musical, das Clemens Amendt inszeniert hat: „Facing Peace – Gib dem Frieden ein Gesicht“. An drei Abenden und am Franziskustag wurde es in der Aula und auf dem Sportplatz als Musik-Tanz-Theater aufgeführt. Insbesondere der zweite Teil mit Gang durch den nächtlichen Wald und die Lichtinstallationen auf dem Sportplatz werden in Erinnerung bleiben. Für die Schülerinnen und Schüler endete der Franziskustag mit einem Gottesdienst und dem Holi-Festival. Mit vielen Farbbeuteln färbten sich die weißen Abschied-T-Shirts bunt und waren so ein treffendes Bild der Buntheit der Kreuzburg.

Welche Räume die Schule eröffnet hat, zeigte sich nicht nur, aber auch bei der Akademischen Feier. Neben den aktuellen musikalischen Angeboten wie Chor, Orchester und Big Band brachten die Mitglieder der ehemaligen Akrobatik AG ebenso ihren Beitrag ein wie die der ehemaligen Kabarett AG. Und mit Andreas Fleckenstein gab es einen „zauber-haften“ Moment und die Erinnerung an viele ähnliche Augenblicke zum Staunen während der Familienseminare und anderer Veranstaltungen.

Nicht unerwähnt sei, dass die Brüder nicht nur am Franziskanergymnasium als Lehrer wirkten, sondern auch als Handwerker, als Seelsorger in der Pfarrei Großkrotzenburg und im Krankenhaus in Hanau sowie in den umliegenden Gemeinden aushalfen.

Br. Stefan Federbusch, Br. Michael Blasek, Br. Udo Schmälzle und Br. Bernardin Marker (v.l.n.r.) vor dem „Lebensbaum“ von Lars Contzen zur Erinnerung an die Präsenz der Franziskaner von 1967 bis 2025

Was bleibt? Zunächst eine Leerstelle und ein leeres Kloster. Bleiben wird hoffentlich der vielbeschworene Franziskanische Geist, der in den Herzen der Menschen weiterlebt und vielleicht an der ein oder anderen Stelle seinen Raum findet. Es bleiben – von der Schülerschaft initiiert – sechs gepflanzte Bäume zur Erinnerung an die Brüder und ein „Lebensbaum“ aus Cortenstahl. Das Werk des ehemaligen Kreuzburg-Schülers Lars Contzen verbindet das franziskanische TAU-Kreuz mit der Baumgestalt, die unten in einem erklärenden Sockel verwurzelt ist und oben einen sprossenden Zweig aufweist als Zeichen für weiteres und zukünftiges Wachstum – und für die Orientierung zum Himmel. Im TAU-förmigen Stamm sind die franziskanischen Gruß- und Segensworte „pax et bonum“ ausgestanzt: Frieden und Gutes. Sie erinnern alle Vorbeigehenden an die franziskanischen Wurzeln der Schule. Sie muss und wird sich weiterentwickeln – auch ohne uns Brüder.

Ein kurzer Bericht kann nicht einfangen, was die zahllosen dichten Momente dieser Abschiedswoche zum Ausdruck brachten: Verbundenheit und Dankbarkeit für das, was im gegenseitigen Geben und Nehmen in 58 Jahren franziskanischen Wirkens an der Kreuzburg möglich wurde und in vielen Brüdern ein Gesicht bekam. Deo gratias!

Br. Stefan Federbusch