Hoffnungsschimmer der Woche

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Gegen alles Dunkle und Belastende in unserer Welt gibt es einen Lichtstrahl der Hoffnung. Regelmäßig erzählen Menschen ihre „Frohe Botschaft“, ihre „Gute Nachricht“, einen Hoffnungsmoment des Alltags.

(c) Joshua-Woroniecki-Pixabay

Die Kunst des Möglichen

In einer Welt, die von Veränderung und Unsicherheit geprägt ist, erscheint es oft, als wären unsere Handlungsspielräume begrenzt. Doch was wäre, wenn inmitten scheinbarer Begrenzungen neue Möglichkeiten schlummern?

Peter Bohynik, Geschäftsführer der Österreichischen Ordenskonferenz, beleuchtet, wie ein bewusster Blick auf das Potenzial des Möglichen nicht nur Hoffnung schafft, sondern konkrete Handlungsperspektiven eröffnet – insbesondere in Kontexten, die scheinbar vor unlösbaren Herausforderungen stehen.

Das Vorhaben, diesen Artikel zu schreiben, wird unterbrochen von einer spontan einberufenen Videokonferenz. Eine Ordensgemeinschaft sucht nach Lösungen für sich und für die Zukunft ihrer Werke. Wir überlegen, planen, besprechen. Der Blick auf die Vergangenheit, auf die aktuelle Situation und vor allem auf die Zukunft ist das Thema. Was ist machbar? Was ist möglich? Das Gespräch verläuft sehr gut. Wir sehen und verstehen, dass es Handlungsoptionen gibt. Es ist nicht eine Situation der Ausweglosigkeit, sondern eine Situation der Abwägung der Möglichkeiten.

Differenzierte Sicht auf die Welt

Die Kunst, das Mögliche möglich zu machen, hängt von den Möglichkeiten ab, die wir als machbar wahrnehmen. Wir sind oft damit befasst, uns auf eine Möglichkeit zu konzentrieren – wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wenn es um die Frage geht, was möglich ist, müssen wir lernen, die Möglichkeiten als solche wahrzunehmen. Es bedeutet, eine differenzierte Sicht auf die Welt zu entwickeln. Durch diesen Blick erhält unsere (Um-)Welt eine neue Qualität, weil wir lernen, jeder Möglichkeit einen Wert zu geben. Jenen Wert, dass eine Möglichkeit Wirklichkeit werden kann. Wenn es uns in unserem Tun gelingt, das Mögliche zu verwirklichen und nicht nur das Notwendige zu tun, dann gewinnt unser Handeln eine größere Freiheit. Wir schaffen uns Räume, in denen Ressourcen frei werden, die wir bisher nicht gesehen haben. Wir lernen, zu gestalten und kreativ zu sein.

Die Kunst des Möglichen als innere Haltung gibt uns eine Handlungsfreiheit, die wir gerade in den Zeiten der großen Umbrüche brauchen. Durch diese Haltung bekommen Ideen und Möglichkeiten eine Chance, verwirklicht zu werden. Wir sind aufgerufen und eingeladen, Veränderungen zu gestalten. Wenn wir diese nicht gestalten, werden wir sie erleiden müssen.

Was heißt das aber konkret umgelegt auf die Situation der Ordensgemeinschaften und der Ordenswelt? Wir kennen alle die Probleme in unseren Bereichen. Die Frage des Nachwuchses, der Überalterung, der Verwaltung, der Finanzen, des Personals und des Zusammenlebens. Diese Aufzählung könnte fortgeführt werden. Aber würden wir auch unsere Hoffnungen und Lösungsmöglichkeiten so schnell aufzählen können wie unsere Probleme? Welche wären das? Welche Möglichkeiten sehen wir (noch), die wir verwirklichen können? Welche Ideen haben wir, die wir umsetzen wollen/können? Nicht weil sie notwendig sind, sondern weil sie wichtig sind. Die Kunst des Möglichen beginnt bereits tiefer. In unseren Haltungen und in unserem Zugang zur Welt. Wir können in unserer Sicht auf die Welt und konkret in unserer Sicht auf die Ordensgemeinschaften und die uns anvertrauten Ordenswerke eine Weitsicht entwickeln. Denn diese weitet auch unsere Handlungsoptionen. Der christliche Glaube in seiner spirituellen Dimension hat in der Bibel auch das Bild für Gott, der uns aus der Enge in die Weite führt. „Er führte mich hinaus ins Weite, / er befreite mich, denn er hatte an mir Gefallen.“ (Ps 18,20) Diese Rückbindung an Gott, der in die Weite führt, schafft Gewissheit, dass sich auch unser Handeln weiten kann, weil Gott an uns in diesem Sinne handelt.

Nicht das Notwendige, sondern das Mögliche tun

In der Realität machen wir die Erfahrung, dass es dann doch an Ressourcen fehlt. Es fehlt an Menschen, an Geld, an vielen anderen Dingen. Zur Kunst des Möglichen gehört auch die Fähigkeit, nicht nur in den Gegebenheiten dieser Welt das Mögliche zu erkennen, sondern auch in den Menschen, mit denen wir unterwegs sind. In den Mitarbeitenden, in den Menschen in der eigenen

Gemeinschaft, in all jenen, mit denen wir es zu tun haben – im Kreis der Familie und Freude, der Kolleginnen und Kollegen. Im Anderen das Mögliche zu sehen und nicht nur das Gegebene. In den Menschen um mich herum das Mehr zu sehen und zu fördern, gehört dazu, dass wir unsere Möglichkeiten erweitern und unsere Handlungsmöglichkeiten zu einem Kunststück werden, weil wir nicht das Notwendige tun, sondern das Mögliche.

Wir erleben auch, dass sich Chancen verringern, weil es nicht anders gehen kann. Aber auch dann können wir Menschen der Sehnsucht und der Hoffnung sein, weil wir diese Möglichkeiten sehen, weil wir uns durch das Notwendige hindurch den Raum des Möglichen nicht nehmen lassen. Dann können wir Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung sein und aus dieser Hoffnung heraus die Welt gestalten. Wenn die Alten Träume haben und die Jungen Visionen, dann wird es in der Bibel als Zeichen des Wirkens des Geistes gesehen (vergleiche Joel 3,1).

Die Kunst des Möglichen ist nicht nur ein Prozess der Organisationsentwicklung und der Strukturveränderung. Es ist die Kunst des tieferen Verständnisses unseres Lebens, unserer Sendung im kreativen Prozess der Gestaltung unserer Welt. Ich weiß nicht, welche Entscheidung die Ordensgemeinschaft nach unserer Videokonferenz treffen wird, aber ich weiß, in welcher Haltung und in welchem Geist wir unterwegs sind. Wir tun das Mögliche für ein gutes Leben aller.

Peter Bohynik, Die Kunst des Möglichen (OK 1-2025, 8-9)

Link: https://www.ordensgemeinschaften.at/portal/mediathek/ordensnachrichten

 

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