Ein Impuls zum Fest des hl. Franziskus, zu Erntedank, zu 800 Jahre Sonnengesang und zu 10 Jahre Enzyklika „Laudato si“
800 Jahre Sonnengesang
In diesem Jahr begehen wir das 800-Jahr-Jubiläum des Sonnengesangs des hl. Franziskus. Er hat dieses Lied gegen Ende seines Lebens im Jahr 1225 geschrieben. Es ist es Lobpreis auf Gott für alle Geschöpfe, durch alle Geschöpfe und mit allen Geschöpfen. Franziskus preist die kosmischen Gestirne von Sonne, Mond und Sternen und er preist die Elemente Luft, Wasser, Feuer und Erde.
10 Jahre Enzyklika „Laudato si“
Dieses Jubiläum fällt zusammen mit dem 10jährigen Jubiläum der Enzyklika „Laudato si“. Papst Franziskus griff mit dem Titel seines Schreibens von 2015 bewusst den Sonnengesang auf, um sein Verständnis einer christlichen Schöpfungsspiritualität zu verdeutlichen. Das „Evangelium von der Schöpfung“ bedeutet, die Verbundenheit von allem zu erspüren, die Gesetze der Natur und die empfindlichen Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt zu respektieren, den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen, die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen uns so den Fortbestand der Erde zu sichern. Der Papst möchte die „Leidenschaft für den Umweltschutz“ fördern und schlägt einige Leitlinien einer ökologischen Spiritualität vor.
Ich nenne sie gern die „Franziskanische Fünffinger-Methode“, um sie sich zu merken. Der erste Aspekt ist das Staunen. Das Staunen ist der Anfang jeder Philosophie. Das bewusste Wahrnehmen aller Dinge; das Erstaunen darüber, dass etwas ist, die Freude darüber, dass es auch mich gibt. Aus diesem Staunen erwächst Dankbarkeit. Dankbarkeit für das Leben, für alles Lebendige, für Menschen, Tiere und Pflanzen, für die gesamte Schöpfung. Dieser zweite Aspekt ist eng mit dem dritten verbunden: dem Geschenkcharakter. Die wesentlichen Dinge im Leben kann ich nicht machen, nicht selbst produzieren, sie sind Geschenk. Das Wachstum der Pflanzen beispielsweise oder die Liebe, die andere mir entgegenbringen. Der Papst spricht von Unentgeltlichkeit. Mit einem Geschenk gehe ich sorgsam um. Ich hüte und pflege es. Damit dies gelingt, braucht es als viertes Verzicht. Da Verzicht eher negativ belastet ist, sprechen wir heute von Suffizienz, von Genügsamkeit. Ich schränke mich in meinem Konsum ein, um auch anderen Lebensmöglichkeiten zu gewähren. Aus den inneren Haltungen erwächst also eine äußere Handlung. Für mein Handeln ist das fünfte Stichwort wichtig: Kreativität. Papst Franziskus lädt alle ein zu schauen, was jede und jeder Einzelne mit ihren/seinen Fähigkeiten beitragen kann, um die Schöpfung als unsere Mitwelt zu erhalten. Staunen, danken, schenken, genügsam leben und kreativ handeln sind die fünf Aspekte, die wir in unserem gemeinsamen Haus Erde pflegen sollen. Sie sind Aspekte, wie wir heute Erntedank feiern können.
Erntedank
In den letzten Jahrzehnten hat sich sehr vieles verändert in der Art, wie unsere Nahrungsmittel produziert werden und nicht alles ist dabei positiv zu bewerten, wenn wir etwa an unsere Massentierhaltung denken. Doch die Art und Weise, wie in den Kirchen Erntedank gefeiert wird mit den reichen Gaben von Früchten, ist ziemlich gleichgeblieben. Dies verweist darauf, dass wir Menschen zwar vieles machen und gestalten können, dass der Mechanismus des Lebens und des Wachstums doch etwas Besonderes ist.
Franz von Assisi
Der hl. Franziskus hat seine Brüder und hat die Menschen eingeladen, Gott immer wieder alles mit Lob und Dank zurückzuerstatten, was er uns schenkt, weil Gott für in das Gute schlechthin ist, der einzige Gute. Und so beginnt er seinen Sonnengesang mit den Worten: „Höchster, allmächtiger, guter Herr, dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und die Ehre und jeglicher Segen“. Und beendet ihn mit der Aufforderung: „Lobt und preist meinen Herrn und sagt ihm Dank und dient ihm mit großer Demut.“
Dies wollen wir tun am heutigen Erntedankfest: staunen und danken, loben und preisen, genügsam leben und weiter schenken, was wir in so reichem Maße empfangen. Dank sei Gott. Amen.
Br. Stefan Federbusch