Zu ihrem Jahrestreffen kamen Mitglieder der franziskanischen Bewegung Vivere vom 30. Juni bis 2. Juli 2023 am Wallfahrtsort Neviges zusammen.
„8 von 800 Jahre gelebte franziskanische Spiritualität“ – unter diesem Motto trafen sich rund 30 franziskanische Geschwister in Neviges. Das Motto beruht auf den 8 Jahren, die die franziskanische Bewegung Vivere mittlerweile besteht. Die 800 steht für das 800jährige Jubiläum der franziskanischen Ordensregel. Die Jahrestreffen dienen zunächst einmal der geschwisterlichen Begegnung und dem Austausch. Sie haben jedoch auch inhaltliche Akzente. Auch wenn Vivere noch ein junges franziskanisches Pflänzchen ist, so sind deren Mitglieder zumeist in der zweiten Lebenshälfte angekommen. Wie also kann Vivere auch für jüngere Leute attraktiv sein? Oder anders gefragt, wie es Stephanie Scherer in ihrer Moderation auf den Punkt brachte: „Wie sorgen wir dafür, dass wir im franziskanischen Sinne TAU-frisch bleiben?“
Nach einer von Veronika Möller vorbereiteten Vesper startete zunächst die Kennlernphase. Vivere setzt sich zusammen aus verschiedenen Regionalgruppen. Diese waren eingeladen, sich anhand eines mitgebrachten Symbols vorzustellen. Neben den Regionalgruppen gibt es eine digitale Gruppe von Menschen, in deren Nähe sich noch keine Ortsgruppe gebildet hat. Als Symbole gab es Plakate mit Fotos von Aktivitäten (siehe Bild) ebenso wie eine Stoffdecke mit der Umsetzung einer Strophe des Sonnengesangs, die Vivere-Tasse ebenso wie eine Kerze oder ein Handy.
Ein Morgenlob von Joachim Schick zum Thema „Aufbruch“ setzte den thematischen Impuls in den Tag.
Am Vormittag führte der Historiker Gerhard Haun unter dem Motto „Spiritualität trifft Baukunst“ durch die wechselvolle Geschichte der konfessionellen Auseinandersetzungen und der Nevigeser Wallfahrt (siehe Bild).
Erstere zeigte er schwerpunktmäßig in der Pfarrkirche auf, die jüngere Wallfahrtsgeschichte im von Gottfried Böhm 1966-1968 erbauten „Marien-Dom“. Der ist auch heute ein vielbeachtetes Bauwerk, das nach dem Kölner Dom zweitgrößte im Erzbistum Köln, das mittlerweile unter Denkmalschutz steht und vor kurzen eine Außensanierung erfuhr.
Eine weitere Einheit, die von Joachim Schick vorbereitet wurde, ging der Frage nach, wie das 800jährige Gedenken der Weihnachtsfeier von Greccio für heute fruchtbar gemacht werden kann.
Dazu tauschten sich die Teilnehmenden zunächst in Kleingruppen über ihre eigenen Weihnachtserfahrungen aus: „Was bedeutet mir Weihnachten? Welche Gottesvorstellung verbinde ich mit Weihnachten?“ In einer weiteren Frage ging es darum, was für mich persönlich zu einer Weihnachtskrippe gehört?
Der dritte Impuls widmete sich dem Aspekt, was das spezifisch „Franziskanische“ an Weihnachten ist und der vierte, welche praktische Umsetzung die Weihnachtserfahrung von Greccio heute erfahren kann (siehe Bild).
In der Nachmittagseinheit erfolgte eine „ideenbildende Pilgerreise“ mit Blick auf die Zukunft von Vivere und der Frage, wie auch jüngere Menschen für die franziskanische Idee gewonnen werden können. Zu zweit bzw. zu dritt machten sich die Teilnehmenden auf den Weg und tauschten sich aus, was sie in Vivere begeistert, welche Art von Begegnungen mit Vivere inspirierend wirkten und welche Aktionen innovativ und kreativ-verändernd… Die Ergebnisse waren bunt und vielfältig.
Eine Vesper gestaltet von Marianne Lange bildete den Übergang zum Abendprogramm.
Ein wesentlicher Teil der Außendarstellung ist die Website. Adrian Wawrzinek stellte die Homepage von Vivere vor [vgl. vivere-leben.de] und die Möglichkeiten, wie sie effektiv genutzt werden kann. Eine Frage auch für Vivere sind die sozialen Medien und Netzwerke, gerade, wenn auch jüngere Leute angesprochen werden sollen.
Abschließend erfolgte eine Lichterprozession auf den Marienberg, wo der Tag als Stationenweg mit biografischen Impulsen von Tekla Lukannek und einem Nachtgebet in der Kapelle endete.
Der Sonntag wurde mit einem Gottesdienst begangen, gestaltet vom evangelischen Pfarrer Frank Blankenstein. Anschließend gab es ein Gespräch mit jüngeren Christen zu der Frage, wie sie die Situation von Kirche sehen und was sie persönlich und für ihre Familien mit Kindern von Vivere erwarten. Welche Angebotsformen sollte es geben, die für sie attraktiv und reizvoll sind.
Der letzte Teil diente der Reflexion des Treffens, weiteren Planungen und ganz praktisch dem Aufräumen, da das Seminar in Selbstversorgung durchgeführt wurde. Der Dank gilt da insbesondere der Vivere-Gruppe vor Ort in Neviges, die das meiste an praktischen Dingen organisiert hat. Zudem der inhaltlichen Vorbereitungsgruppe, die dafür sorgte, dass sich alle franziskanisch-geschwisterlich gestärkt und TAU-frisch wieder auf den Weg machen konnten…
Das nächste Jahrestreffen findet vom 28.-30. Juni 2024 in der Rhön statt.
Br. Stefan Federbusch